Von Flop zu Top in 4 Akten, Akt 1 / From Flop to Top in 4 Acts, Act 1

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Nun liebe Leser und Leserinnen. Wir leben inzwischen seit zwei Monaten in Indien und können es immer noch nicht ganz fassen. Wir staunen immer wieder über Bauten, Monumente sowie die Kleiderpracht der Inder. In diesem Blog wollen wir euch von unserer Reise durch Kerala, ein Südwestbundesstaat von Indien, berichten. Wir hoffen wie immer euch gefällt unser Blog und freuen uns über Kommentare.

Akt 1: Anreise mit Überraschung

Am Freitagabend, dem 11. August 2023, startete unser Abenteuer in Richtung der Dschungelstadt Kalpetta. Wie schon am Wochenende zuvor packten wir unsere Rucksäcke. Kurz bevor wir uns zum Abholort des Sleeper-Busses aufmachten, welches auf dem Busticket stand, meinte Laurids: «Der Abholort auf dem Live-Tracking des Busses ist nicht derselbe wie auf dem Ticket». Wir entschieden uns dafür, dass wir dem Ticket mehr Vertrauen schenkten. Somit liefen wir zum Abholort, welcher auf dem Ticket vermerkt war. Dort angekommen, sah es nicht nach einem Busstop aus. Links eine Strasse und rechts von uns ein Cricketfeld. Unter anderem war auch keine Menschenseele weit und breit zu sehen. So entschlossen wir uns so schnell wie möglich zum Abholort des Live-Trackings zu gelangen. Wir gingen zu einer Rikscha und fragten, ob er uns dorthin bringen würde. Nach kurzem Verhandeln fuhren wir auch schon los Richtung Haltestelle. Dort angekommen wimmelte es nur so von Menschen.

Ein Grund dafür war der indische Independence Day, welcher kurz vor der Tür stand. Als wir zehn Minuten am neuen Abholort gewartet hatten, rief uns ein Mitarbeiter der Busgesellschaft an und fragte, wo wir seien. Anscheinend war der alte Abholort doch der Richtige. Somit schnappten wir uns wieder eine Rikscha und fuhren zurück. Der Mitarbeiter wollte, dass wir den Rikschafahrer ans Telefon holen, damit er ihm den genauen Standort vermitteln kann. Als der Rikschafahrer anhielt, bemerkten wir, dass der Abholort, welcher ihm der Mitarbeiter angeben hatte, an der gleichen Stelle war, jedoch auf der anderen Strassenseite. Zwischen uns und unserem ersten Abholort befanden sich nun fünf gut befahrene Strassen. Vom Bus jedoch gab es keine Spur. Inzwischen war es schon eine Stunde nach dem vereinbarten Zeitpunkt. «Ist der Bus schon ohne uns weitergefahren?», fragten wir uns. Doch nach weiteren zehn Minuten tauchte der Bus auf. Wir hatten ihn doch noch erwischt. Nun befanden wir uns auf dem Sleeper-Bus Richtung Kalpetta.

Als um 5:15 der Wecker klingelte und wir aus dem Fenster spähten, war es ein etwas anderer Anblick, der sich uns bot. Grüner, dichter, mehr Pflanzen… Wir waren im Dschungel angekommen. Um 5:30 hielt der Bus in Kalpetta und wir stiegen aus. Wir bemerkten die etwas höhere Luftfeuchtigkeit als in Bangalore. An diesem Tag wollten wir zu einem See in den Bergen wandern, sowie den grössten Damm in Indien besichtigen. Kaum waren wir ausgestiegen, kamen Rikschafahrer auf uns zu und fragten, wie es uns gehe und ob wir eine Rikscha bräuchten. Wir verneinten und entfernten uns darauf recht schnell vom Busstand. Wir dachten uns, dass sich ein Uber schnell finden lassen würde. Nach einigen Versuchen mit Uber stellten wir allerdings fest, dass es in Kalpetta nicht möglich ist, einen Uber zu bekommen. Somit gingen wir zurück zum Busstand, an welchem uns zuvor die Fahrer angesprochen hatten. Nach kurzem Verhandeln hatten wir einen Fahrer. Als wir auf dem Weg zum Startpunkt unserer Wanderung waren, erblickten wir Teefelder, in welchen Palmen eingebettet waren, sowie auch Menschen, die ihre Teepflanzen pflegten. Es war noch etwas neblig und die Feuchtigkeit hing in der Luft. Uns bot sich ein wunderschöner Blick auf einen Berg, welcher sich mit Nebel schmückte. Am Startpunkt angekommen sahen wir sie: Menschen, viele Menschen, welche auf ihr Ticket warteten. Wir erkundigten uns bei den Einheimischen, warum hier so viel los sei. Sie erzählten uns, dass dieser Treck so beliebt sei, dass die Leute um 4 Uhr morgens hier anstehen würden, um einen Token zu bekommen.

Mit diesem Token konnte man wiederum etwas später ein Ticket lösen, welches Zugang zum Treck gewährte. Ausserdem war die zugelassene Zahl der Besucher nur auf 200 Personen pro Tag beschränkt. Nach einigem Warten und Durchfragen ergatterten wir doch noch zwei Tickets. Jedoch mit dem Ausländerzuschlag. Unser Weg führt uns zunächst auf einer Teerstrasse an Teefeldern entlang bis zu einer Ticketkontrolle. Das Tickethaus befand sich einen Kilometer von der Kontrolle entfernt. Diesen Weg liefen wir als Einzige. Die Einheimischen waren alle mit dem Roller oder Motorrad vor Ort und düsten an uns vorbei. Danach verlief der Treck vorerst über einen ebenen, steinigen Weg, bis er einen rapiden Anstieg annahm. Darauf folgt ein bis zum See anhaltender, steiler Anstieg. Dieser Weg bestand hingegen mehr aus Schlamm und glatten Steinen. Ab und zu floss ein Bergbach über den Weg, auf welchem wir liefen. Nach guten weiteren eineinhalb Stunden waren wir oben angekommen.

Uns erwartet ein kleiner See, welcher von der Form an ein Herz erinnerte. Auf dem Treck ruhte ein striktes Abfallverbot, welches erstaunlich gut eingehalten wurde. Normalerweise lag auf den Wegen und Strassen immer wieder Abfall herum. Als wir eine kleine Pause einlegten, sahen wir, wie einer Frau am Ufer des Sees ein Heiratsantrag gemacht wurde. Als sie ihn annahm, ertönt lautes Gejohle und Applaus von allen Seiten des Sees. Während des Trecks wurden wir wie gewohnt oft angesprochen, mit den Sätzen: „Where are you from?“ oder „Can we make a picture together?“. Auf dem Treck waren auch ein paar wilde Affen unterwegs, zu denen wir lieber einen gebührenden Abstand pflegten, da sie gerne stehlen. Nach der Pause begaben wir uns zurück nach Kalpetta.

In Kalpetta angekommen nahmen wir uns vor etwas zu Essen, bevor wir im Hotel einchecken würden. Alsbald wir gegessen hatten, liefen wir guter Dinge zu unserem Hotel. Als wir ankamen, wusste der Angestellte jedoch nichts von unserer Buchung. Wir hatten jedoch von der Webseite die Bestätigung, dass die Buchung abgeschlossen war. Nach einigen Telefonaten stellte sich heraus, dass bei diesem Hotel nur eine offline Buchung per Telefon möglich wäre. Das Deaktivieren der Onlinebuchung hätten sie der Webseite schon „lange“ deaktiviert. So wurden wir kurzerhand aus dem Hotel geschmissen. Zur gleichen Zeit kamen ein paar Motorradfahrer an, welche sich demselben Problem stellen mussten. Kurze Zeit später kam er wieder und meinte, er hätte einen Freund angerufen, welcher noch ein Zimmer freihätte. Unsere Stimmung wurde besser. Mit Hoffnung erfüllt fuhren wir mit einer Rikscha zum besagten Hotel. Als sie uns in das Zimmer führten, sah es zwar etwas heruntergekommen aus, aber für eine Übernachtung gut genug.

Bis wir die Ameisenkolonie erblickten, welche am Türrahmen entlanglief. Wir sagten dem Inhaber daraufhin, dass der Preis nicht der Qualität gerecht werde und wir uns eine andere Bleibe suchen würden. Wir legten uns einen Weg zurecht und fingen an, die Hotels von Kalpetta abzuklappern. Von Hotel zu Hotel liefen wir und fragten und fragten. Jeder sagte uns «Es tut uns leid, aber wir haben kein Zimmer mehr frei.» Wir fragten sogar in der Unterkunft vom Militär nach. Nach gut 20 Hotels entschieden wir uns etwas zu Essen, bevor wir die letzten auf unserer Liste aufsuchen würden. Ein Hotel, welches sehr teuer gestaltet war, hatte noch ein Zimmer frei. Jedoch kostete dies 7000 Rupien, was definitiv nicht in unserem Budget lag. Da schon die Dunkelheit einbrach, entschieden wir, dass wir noch ein paar Hotels ausprobieren würden und alternativ zum Ameisenhotel zurückgehen.

Als wir wieder einmal fragten, meinte dieser, er hätte zwar kein Zimmer frei, kenne aber jemanden, welcher den Tourismus und die Hotels in Kalpetta im Überblick habe. Sogleich riefen wir ihm an. Kurz darauf holte sein Kumpan uns vom Hotel ab und fuhr uns zu einem, welches noch freie Zimmer haben sollte. Wie wir es uns schon auf der Fahrt gedacht hatten, fuhr er uns zum Hotel mit dem teuren Zimmer. Somit war die Sache klar für uns. Wir gehen ins Ameisenhotel. Dort angekommen verhandelten wir um den Preis. Kaum war der Deal abgeschlossen, kam ein weiterer potenzieller Gast hinein. Dieser musste jedoch feststellen, dass wir das letzte Zimmer ergattert hatten. An diesem Wochenende war es sowieso sehr schwierig ein Zimmer spontan zu bekommen, da der Independence Day kurz bevorstand. Viele machten ein verlängertes Wochenende und gingen zu Verwandten. Der Hotelier führt uns zu unserem Zimmer. Zum Glück nicht das Gleiche wie am Mittag, sondern eins, welches keine Ameisenkolonie beherbergte. „Was für ein turbulenter erster Tag“, dachten wir uns als wir einschliefen.

Dies war der erste Akt unserer Reise durch Kalpetta. Die nächsten Akte werden wir in den nächsten Tagen veröffentlichen.

2 Kommentare

  1. Ich bin beeindruckt von eurer lebendigen und bildhaften Sprache! Toll geschrieben und sicher mindestens so spannend für euch es zu erleben. Die Neugier auf mehr ist nicht mehr zu bremsen!

    1. Hoi Sigrid,

      Merci für dein Kompliment. Wir freuen uns das dir unsere Blogs so gut gefallen. Auch unsere Neugierde auf die nächsten Erlebnisse ist allgegenwärtig.

      Gruss Robin & Laurids

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