Ausflug nach Hampi

Einleitung
Unsere erste Reise ohne indische Begleitung führte uns in die Geisterstadt Hampi. Schon bei der Ankunft wurde uns klar, weshalb die einst grosse, königliche Stadt nun so genannt wird. Anstatt grosse Gebäude und moderne Läden, prägten nur ein paar heruntergekommene Steinhäuser das „Stadtbild“. Für ein bisschen Leben auf den staubigen Strassen sorgten Schweinemütter mit ihren Ferkeln, freilaufende Hunde und herumspazierende Kühe und Pferde. Die bunten Vögel sorgten noch für ein bisschen Farbe von oben, während die vielen zerfallenden Tempel die Skyline zierten.

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Reise
Für den ca. 350 km langen Weg nach Hampi haben wir einen Nachtbus der Greenline Travels gebucht. „Makes India cleaner“ so lautete der Werbeslogan der Reiseagentur. Der Name war dann aber das Einzige was annähernd mit der Umwelt zu tun hatte. Obwohl es ein eher neuer und komfortabler Reisecar war, schwappten auch hier dunkle Abgaswolken aus dem Auspuff. Dies hat uns aber auf der Reise weniger gestört. Wir hatten einen erstaunlich guten Schlaf und haben von der Fahrt auf den holprigen Strassen fast nichts mitbekommen. So angenehm wie der Schlaf war, so unangenehm wurden wir am Morgen um 05:30 aus unserenTräumen gerissen. Gefühlte 10 Sekunden haben die Busschauffeure uns Zeit gelassen, um uns anzuziehen, unsere Sachen zu packen und den Car zu verlassen. Noch nicht richtig wach erlebten wir in den frühen Morgenstunden schon das erste Mal, wie um uns gekämpft wurde. Bei diesem Streit ging es um nichts Banaleres, wie: Wer darf uns mit dem TUC TUC herumfahren. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal wo wir waren, denn in Hampi befanden wir uns sicherlich nicht. Zum Glück ist heutzutage auf Google Maps Verlass. Die ca. 20 minütige Fahrt von Hospet nach Hampi haben wir mit einer Rickshaw zurückgelegt. Nach einem kurzen Zwischenstop im Hotel brachte uns der Rickshawfahrer weiter an den Fluss.

 

Rollerrundreise
20160723_065510Pünklich um 06:30, als das erste Boot ablegte um die Touristen ans andere Ende des Ufers transportierte, erreichten wir den provisorischen Steeg. Abgesehen davon, dass wir fast ununterbrochen von Rikshawfahrern angesprochen wurden, genossen wir die Morgenstimmung am Fluss bei angenehmen kühlen Temperaturen.

Nach der kurzen Überfahrt auf die andere Seite des Flusses, ging der Kampf um uns aufs Neue los. Rollervermieter, Werbeträger für Hotels und Restaurants sowie Souvenierverkäufer standen bereits am Ufer und hatten nicht einmal die Geduld an Land auf uns zu warten. Bevor das Boot überhaupt angelegt hatte, sprangen schon die Ersten auf unser Boot 20160723_093037und wollten uns ihre Produkte verkaufen. Nach langem Verhandeln haben wir uns dann den besten Rollervermieter ausgesucht und bei diesem zwei Roller für den ganzen Tag gemietet. Gekostet hat uns das umgerechnet 9 Franken pro Person. Die ersten paar Meter bis wir uns an die indischen Strassen gewöhnt hatten, waren eine ziemliche Herausforderung. Schlaglöcher, Linksverkehr, Bodewellen und jede Mengen Tiere waren häufiger anzutreffen als andere Verkehrsteilnehmer.

 

Nach 500 Metern assen wir kurz etwas zu Frühstück um unseren Energiespeicher für den Tag aufzuladen. Nun konnte das Abenteuer abseits der Zivilisation losgehen.

20160723_094441Die Fahrt durch die wunderschöne Natur, welche von Reisfeldern geprägt war, war ein einmaliges Erlebnis. Die hügelige und steinige Landschaft war der Wohnort von vielen verschienden Tieren. Pfauen, Affen, Schlangen, Echsen, Vögel und Streifenhörnchen sind nur ein Teil davon. Die Tiere beobachten und die Aussicht von verschieden Bergen geniessen, war für uns definitiv interessanter als das 20160723_105247Besuchen von Tempeln. Die Zeit verging wie im Flug und schon bald mussten wir uns Gedanken machen, wo wir irgendetwas Essen könnten. Die einzige Möglichkeit die bestand, war das Zurückkehren ins Restaurant in welchem wir das Morgenessen zu uns nahmen. Gesagt getan!

 

Doch nichteinmal auf dieser kurzen Strecke blieb unsere Fahrt ohne Highlight. Wie aus dem Nichtshaben uns zwei kleine, taffe Mädchen zum Anhalten gezwungen. Bevor wir irgendetwas sagen konnten, machten es sich die Zwei auf unseren Rücksitzen gemütlich. Sie äusserten den Wunsch, sie bis zu unserem Restaurant mitzunehmen. Nach langen Überlegungen , haben wir sie dann mitgenommen und sicher bei unserem Restaurant abgeladen. Das absolute Highlight stand uns aber noch bevor. Anstatt dass und die Mitfahrerinnen Danke gesagt hatten, wollten sie uns Postkarten verkaufen. Da wir aber auf diesen Kauf verzichteten, wurden wir als böse Menschen bezeichnet. Hätten wir noch irgenwelche Wertsachen in den Hosentaschen gehabt, hätten sie uns diese wahrscheinlich auf dem Weg geklaut. Auch bei den gastfreundlichen Indern wird man nicht immer für eine gute Tat belohnt 🙂

20160724_172929Nach dem feinen Mittagessen ging die holprige Fahrt durch herzige Dörfer, entlang an Seen und Flüssen weiter. Egal welchen Weg wir einschlugen, es warteten überall Überraschungen auf uns. Ein Hirt der zum ersten Mal weisse Menschen sah, halbnackte Fischer und Frauen die körperlich harte Arbeit erledigen mussten. Das Aussergewöhnlichste was wir aber erlebten, war eine Mutter, die uns mit ihrer Tochter verheiraten wollte. Gottseidank wurden wir diese Frau schnell wieder los.

Müde vom ereignisreichen Tag fielen wir schon um 21:00 Uhr ins Bett.

 

Tempelwanderung
Der zweite Tag startete mit einem sehr leckeren, indischen Frühstück, bevor wir unsere Sachen packten und zu Fuss die unberührte Landschaft erkundeten. Wir entschieden uns gegen eine Rickshawtour da wir die Selbständigkeit 20160724_140639bevorzugten. Die verschiedenen Tempel die wir besuchten, sahen für uns alle ungefähr gleich aus, dennoch war es spannend die von Hand gebauten Bauwerke genauer unter die Lupe zu nehmen. Man könnte meinen, dass wir schon fast alles erlebt haben in der Natur von Hampi. Doch so war es nicht. Das Gefährlichste stand uns noch bevor.

20160724_150029Abseits der Wege entdeckten wir einen verlassenen Tempel. Dort beschlossen wir eine längere Trinkpause einzulegen. Wir waren die Einzigen weit und breit. Bis auf zwitschernde Vögel und freilaufende Kühe war nichts in unserer Nähe. Meinten wir! Plötzlich nahmen wir komische Geräusche aus einem Gebüsch war. Stutzig schaute wir uns an und überlegten uns, was das sein könnte. Um sicher nicht in Gefahr zu kommen packten wir unsere Sachen und wollten das Gelände schnellstmöglich  verlassen. Doch das Rascheln, welches nun mehr und mehr in ein Klappern überging, machte uns ziemlich unsicher und die Angst wurde langsam bei uns Beiden spürbar. Als wäre das noch nicht genug gewesen, fing das Klappern plötzlich in jeder Richtung an. Da wir auf unsere Tour bereits Schlangen sichteten und uns mehrmals über Schlangen berichtet wurde, war für uns sofort klar, dass es sich hier um Klapperschlangen handeln musste. Im Internet wollten wir uns wichtige Verhaltentipps ansehen und erkundeten uns über die drohende Gefahr der Klapperschlange. Aber auch Google machte uns nicht gerade optimistischer. Wir erfuhren, dass die Klapperschlangen erst dann gefährlich werden, wenn sie mit dem Klappern beginnen und dass ihr Biss tödlich ist.

Wir warteten nun eine Weile bis sich die Schlangen wieder etwas beruhigten. Anschliessend bewegten wir uns möglichst ruhig zurück zur Strasse. Nassgeschwitzt und erschöpft haben wir es dann doch ohne Zwischenfall geschafft.

20160724_161601Den Rest des Tages konnten wir dann gemütlich in der Tempelgegend verbringen. Die alten Bauwerke waren spannend anzusehen, doch hat man sie einmal gesehen, reicht das völlig aus. Der Untergrundtempel, welcher kniehoch mit Wasser geflutet ist, war noch der spannenste aller Tempel.

 

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Am Abend machten wir uns früh auf den Weg nach Hospet. Derselbe Rickshawfahrer, welcher uns schon von Hospet nach Hampi chauffierte, brachte uns wieder zurück. Wir genossen den Abend in einem gemütlichen Restaurant, welches uns empfohlen wurde.

 

Rückreise
Gerade rechtzeitig, bevor uns die Stechmücken ganz aufgefressen hatten, kam dann unser Car mit ca. 45min Verspätung. Die Rückreise verlief ebenfalls reibungslos und so kamen wir um ca. 06:00 Uhr in Bangalore am Busbahnhof an. Leider erwischten wir gerade einen unglücklichen Tag , denn es war der offizielle Tag des ÖV Strikes. Es blieb uns nun nichts anderes übrig, als die Heimreise mit einer Rickshaw anzutreten.

Der frische Morgenwind der Rickshawfahrt hat sehr gut getan und so fielen wir am Montagmorgen nochmals in eine tiefen Schlaf.